Artikel-Formen: Meinung
Der Versuch, es allen recht zu machen
Sieben Dinge, die mein Schreiben verbessert haben
Wählen Sie blutdrucksteigernde Themen
Polarisieren
Sie werden es nie jedem recht machen
“Wer will das lesen?” (Teil 1)
“Wer will das lesen?” (Teil 2)
zwei Schreibübungen: Dein Standpunkt
Zeigen Sie Flagge!
11 x gegen den Blogger-Blues
Vorübung fürs Schreiben: Emotional rankommen (1)
Ich merke immer wieder, dass viele Selbstständige gar nicht so recht benennen können, wie sie zu ihrem Fachbereich stehen. Doch das ist Grundvoraussetzung dafür, dass Texte individuell und einzigartig werden. Denn ein guter Text bringt uns Selbstständigen nur dann was, wenn unsere Texte deutlich von uns gefärbt sind.
➡ Teil 2: Statements und Verhalten
Vorübung fürs Schreiben: Emotional rankommen (2)
Gute Texte sind von dir ganz persönlich gefärbt. Doch ganz viele Selbstständige haben sich noch nie differenziert genug Gedanken gemacht, wie sie wirklich emotional zu den Dingen stehen. Im ersten Teil gings um das Fachgebiet. Im zweiten Teil geht es um Statements und Verhaltensweisen:
Vorübung fürs Schreiben: Emotional rankommen (3)
Viele Selbstständige haben sich noch nie differenziert genug Gedanken gemacht, wie sie wirklich emotional zu den Dingen stehen. Das ist ungünstig, denn es macht deine Texte zu neutral. Im ersten Teil gings um das Fachgebiet. Im zweiten Teil geht es um Statements und Verhaltensweisen.
Und im dritten gehts darum, wie du bist:
PS: In Kürze fang ich wieder mit dem Schreiben an …
Themen-Idee: eine Redewendung aufdröseln
Im Totenhemd-Blog gibt es im November zahlreiche Gastbeiträge mit Fragen rund um den Tod. Ich hab auch mitgemacht. Schaut Euch – unabhängig von dieser Aktion – das mal an, denn da stecken mehrere Anregungen drin, die Ihr für Euer Schreiben nutzen könnt:
- Ihr könnt als Themenidee eine Redewendung in den Mittelpunkt stellen: Wie denke ich darüber? Was ist der Zusammenhang zu meinem Thema? Was sind Vor- und Nachteile? …
- Ihr könnt einen Meinungsartikel schreiben, also einen klaren Standpunkt einnehmen
- Ihr könnt mit sowas lernen, differenziert hinzusehen – also verschiedene Blickwinkel einzunehmen.
➡ Warum soll man eigentlich über Tote nicht schlecht reden?
5 ausgeflippte Ideen, an einen Text ranzugehen
Du kannst dir das Schreiben spannender, besonderer und spaßiger machen, indem du dir von vornherein einen außergewöhnlichen Rahmen für einen Text schaffst: Heute stelle ich dir fünf Ideen vor, wie du mal ganz ausgeflippt an dein Thema rangehen kannst.
Es kann sein, dass daraus dein Text entsteht. Es kann auch sein, dass du es einfach nutzt, um Stoff für einen ganz anderen Artikel zu sammeln.
Wie würde … das Thema angehen?
Das ist ein klassischer Tipp, der für viele andere Situationen genutzt wird – fürs Schreiben ist er genauso hilfreich: Nimm den Blickwinkel einer anderen Person ein.
- Das kann eine bekannte Person sein, z. B. Salvador Dali, Dr. Who, Nina Hagen.
- Es kann eine fiktive Person sein – aus einem Roman oder TV, die dich beeindruckt.
- Oder jemand aus deinem Umfeld: die praktische Großmutter, die Lebenskünstlerin von nebenan, der logische Schwager. Eine Katze oder der Goldfisch.
Wenn du dich in diese andere Person versetzt, schaust du völlig neu auf deine Themen.
- Ein Managementtrainer überlegt, wie seine resolute Oma damit umgehen würde, wenn bei Meetings jeder mit seinem Smartphone beschäftigt ist.
- Eine Webdesignerin schreibt darüber keine Kompromisse einzugehen, wenn ein Kunde aus Kostengründen abwinkt, und stellt sich vor, wie man Dagobert Duck trotz hartnäckigen Knauserns von einer Idee überzeugt.
- Ein Coach plädiert dafür, den eigenen Rhythmus zu beherzigen, und lässt einen Kolibri mit einer Kuh debatieren.
Alles geht! Hab Spaß damit – wir wollen nicht nur frische Ideen, sondern in erster Linie ganz viel Gaudi. So werden die Schreib-Betten aufgeschüttelt, was die Lust entfaltet.
Dieser Blickwinkel-Wechsel hilft übrigens sehr gut, wenn du mit einem Thema unsicher bist, denn das nimmt Hemmungen: „Ich schreib das jetzt mal aus Sicht von XY [der überzeugt von sich ist und selbstbewusst über das Thema spricht]“.
Zwei oder drei überraschende Begriffe miteinander koppeln
Was hat X mit Y gemeinsam?
z. B. Was hat der Sonnenuntergang mit dreckiger Wäsche gemeinsam?
oder: Von A, B und C.
Von heulenden Nichten, wilden Meerschweinchen und einem wackeligen Holzgeländer.
Achtung! Diese Kombinationen sind auf verschiedene Arten für Texte verwendbar:
- Du kannst Dinge, die gerade aktuell für dich sind, kombinieren und einen gemeinsamen Nenner finden. Das habe ich zum Beispiel hier gemacht: Mein Sixpack, mein Dachfenster und ein Buch, das die 10. Auflage nicht erreicht.
- Du kannst passend zu einer vorhandenen Themenidee entsprechende Begriffe finden und die überraschende Kombination als Sprungbrett nutzen.
Etwas x-Beliebiges nehmen und daraus einen Tipptext schreiben
Eine besonders schöne Sache ist es, sich selbst herauszufordern. In Workshops oder der Schreibnacht vor einigen Jahren habe ich das schon verwendet, etwa zu einer Stimmtrainerin gesagt:
Geh in die Küche, nimm irgendein Küchengerät und mach eine Übung draus. Zum Beispiel: Wie Sie mit einem Küchensieb an Ihrer Stimme arbeiten können.
Der Clou ist: Man hat selbst natürlich noch keinen blanken Schimmer, was man da schreiben könnte! Dadurch kommt garantiert was ganz Besonderes raus. Du wirst erstaunt sein, was dir alles an sinnvollen neuen Methoden und Übungen einfällt, erst recht, wenn du dich mit dem Gegenstand forderst.
Das kannst du natürlich genauso im übertragenen Sinn nutzen. Bei einem Tipp „Rhabarber gegen Stress“ kann es sich um das Wort „Rhabarber“ handeln und eine lustige kleine Übung, wie man sich in stressigen Situationen mit „Rhabarberrhabarberrhabarber-Gemurmel“ runterholt, die Atmung normalisiert, die aufgeregte Stimme tieferlegt und gleichzeitig lachen muss, was auflockert.
Ein Zitat/Redewendung/Motto, das offensichtlich erfunden ist
Wir alle kennen die vielen Zitate – vor allem fernöstliche Weisheiten. Es ist sehr lustig, wenn man im Stil solcher Weisheiten oder Redewendungen einfach selbst was erfindet.
Wie eingangs gesagt, muss das später nicht im Text landen (kann aber). Es hilft dir auf jeden Fall, dein Thema witzig zu betrachten. Selbst wenn der Text nicht lustig wird, sorgt die Herangehensweise dafür, dass du den Text anders aufziehst. Zum Beispiel:
- Eine chinesische Weisheit besagt: Du sollst deine Fenster nur alle zwei Jahre putzen.
- Mein Motto ist: Wieso Salat, wenn du Schnitzel haben kannst!
Natürlich soll das nicht einfach Schmarrn werden, sondern schon mit dem Thema verbunden sein. Beim Fensterputzen könnte das Thema lauten, dass man oft Gewohnheiten übernommen hat und sie ohne zu hinterfragen „machen muss“, z. B. jeden Freitag die Fenster putzen, weil das die Mutter immer so gemacht hat. Wenn man mit der absurden chinesischen Weisheit anfängt, kann man ausführen, was sich hinter dieser Weisheit genau verbirgt. Wenn es abstrus ist, kommt gleich ein Schuss Humor in den Text.
Leser zum Schmunzeln zu bringen oder sonst die Gefühle zu aktivieren, ist immer gut! Es macht deine Texte wirkungsvoller und man merkt sich die Botschaft besser.
Ob du das dann genau so verwendest, ist zweitrangig. Aber du bringt das Gehirn auf andere Wege und denkst um eine neue Ecke.
Der übliche Rat ist …/Was … nicht weiß …
Eine sehr schöne Sache ist es, an übliche Empfehlungen anzudocken, aber dann zu widersprechen, sie auf den Kopf zu stellen … also die Leser mit einer überraschend anderen Ansicht konfrontiert.
zum Beispiel:
- Der Kunde will kein König sein.
- Einarbeitungspläne für neue Mitarbeiter sind Quatsch
- Wenn du es eilig hast, geh nicht langsam, sondern renn los!
Oder du greifst etwas auf, z. B. was „die Wissenschaft“ oder „die Gesellschaft“ sagt und setzt etwas dagegen à la „Was … nicht weiß/nicht bedenkt/falsch verstanden hat …“
Das soll natürlich nicht nur ein Gimmick sein, sondern jetzt heißt es, das im Text dann schlüssig weiter auszuführen.
PS: Bitte drandenken, dass das nur Ideen für die Themenwahl sind. Nicht einfach aus dem Stand losschreiben. Gerade bei einem kreativeren Anfang gerät sonst schnell die Substanz in den Hintergrund. Der Plankton-Arbeitstitel und ein ordentliches Konzept sollten immer vorgeschaltet sein. zu den Schreib-Basics
Sie werden es nie jedem recht machen
Wer schreibt, geht raus. Wer rausgeht, muss auf Leser-Reaktionen gefasst sein – und manchmal ganz schön schlucken, wenn es Kritik hagelt.
Drehen wir das Thema aber mal um, denn dieses Jedem-alles-recht-machen-wollen ist ein richtiger Bremsklotz für Ihre Texte und Ihren eigenen Stil. Für Unternehmen ist es oft sogar der Todesstoß, weil sie sich selbst in die Masse der Mitbewerber versenken, indem sie sich möglichst neutral und so wie es alle machen präsentieren.
Tatsache: Einer motzt immer.
Egal, was Sie tun. Irgendeiner hat immer was zu motzen. Und dabei meine ich gar nicht mal polarisierende Themen.
- Ihre Sprache ist zu männlich!
- Ich finde es blöd, dass Sie dieses „In“ anhängen. Sind Sie Feministin oder was?
- Ihre Artikel sind zu lange.
- Ihre Artikel sind zu kurz.
- Sie sollten mehr Bilder einbauen. So ist das nicht gut lesbar!
- Sie sollten nicht so viele Bilder einbauen. Nur Text ist viel besser!
Es ist Fakt, dass immer jemandem etwas nicht gefällt. Klar, der Ton ist eine andere Sache, aber es ist nun mal völlig normal, dass vieles Geschmackssache ist.
Das geht Ihnen und mir ja nicht anders: Wir mögen auch nicht alles. Ich finde das Essen in einem bestimmten Lokal grottenschlecht und andere finden es ganz besonders lecker. Ich meide einen Laden, weil ich die Verkäufer unfreundlich finde, und anderen fällt das gar nicht auf (vielleicht weil es ihnen egal ist). Ich blättere in ein Buch und halte es für zu banal … und für jemand anderen ist es ein Augenöffner.
Ist doch ganz normal! Seien Sie also nicht gleich außer sich, wenn jemandem einer Ihrer Texte nicht gefällt. Stößt sich jemand an Form, Inhalt, Meinung oder Design, ist das sein gutes Recht. Sie müssen das nicht persönlich nehmen.
Die Art, wie diese Rückmeldung kommt, werden Sie wahrscheinlich schon persönlich nehmen. Aber die sagt mehr über Ihr Gegenüber aus, als über den Inhalt.
Nehmen Sie Rückmeldungen an, prüfen Sie sie für sich und dann treffen Sie eine Entscheidung, was davon Sie als Anregung nutzen möchten. Oft stecken auch in harschen Feedbacks durchaus gute Anstöße.
Einer ist nicht alle!
Der erste Impuls, wenn man eine positive oder negative Rückmeldung bekommt, ist, zu glauben, dass es die Ansicht aller ist. Dieses Gefühl wird dadurch verstärkt, dass die meisten Leser sich eben nicht zu Wort melden. Darum gilt zwar durchaus „wenn einer was sagt, ist die Wahrscheinlichkeit da, dass andere auch etwas ähnliches denken könnten“ – aber in erster Linie heißt es, sich auf Kurs zu halten: Das hier ist eine Einzelmeinung.
Machen Sie bitte nicht den Fehler, aufgrund einer Rückmeldung sofort etwas zu verändern, weil sie denken „man“ findet etwas nicht gut. Gerade, wenn Sie frisch mit dem Veröffentlichen beginnen, kann das nämlich sogar dazu führen, dass Sie aufgeben. Sie fangen an zu bloggen und der erste Kommentar ist total kritisch … Sie zeigen jemandem Ihre Kurzgeschichte und der Testleser findet sie langweilig … da ist schnell der Motivationsstöpsel gezogen!
Übrigens: Achten Sie mal darauf, wie oft sich einzelne Kritiker in eine vermeintliche Masse einreihen. Da ist dann nicht von „Ich finde“, „Meiner Meinung nach“ die Rede, sondern von „wir Leser sehen das so und so“ oder „wenn Sie Ihre Kunden so behandeln, brauchen Sie sich nicht zu wundern“.
Einer ist einer.
Zwei sind zwei.
Zehn sind zehn.
Das sind nicht alle Ihre Leser bzw. Kunden.
Was finden Sie gut?
In meinem Buchenried-Workshop vor einigen Wochen habe ich gleich zum Auftakt zu meinen Leuten gesagt: „Wir sind alle groß und können tun und lassen, was wir wollen“. Und genau so meine ich das auch: SIE sind das Maß Ihrer Veröffentlichungen.
Schreiben lebt davon, dass Sie Ihren Stempel aufdrücken. Klar gibt es das Handwerk und Feinheiten. Da Sie bei mir mitlesen, ist klar, dass Sie immer besser werden wollen. Schreiben ist ja auch eine Entwicklung.
Aber Schreiben unterliegt keinen festen „Das hat man soundso zu machen“-Regeln. Schreiben ist Freiheit. Und: Es gibt für alles ein Publikum.
Wenn Sie etwas schreiben, dann sind Sie Ihr erster Leser. Wenn Sie Ihre Texte fair beurteilen können, dann haben Sie ein gutes Gespür dafür, was gut ist und welche Passage eventuell noch nicht so funktioniert. Sie erkennen, wenn ein Text noch nicht so reinhaut und auch, wenn Sie einen mistigen Text produziert haben.
Doch der Maßstab dafür, ob Sie den Text gut finden, sind immer noch Sie.
Ihr Name (oder Firmenname) steht bei jedem Newsletter- oder Blogtext und bei jeder Social-Media-Nachricht. Er steht bei jedem Kommentar, wenn Sie offen Ihre Meinung vertreten. Er steht bei Artikeln oder Büchern.
Die Frage ist also: Will ich das, so wie es hier steht, unter meinem Namen veröffentlichen? Entspricht es mir und meinem Standpunkt?
Ist die Antwort „ja“, dann ist der Text gut so. Sie sind der Maßstab.
Geht es besser? – Bestimmt! Jeder Text kann besser werden.
Kann es sein, dass Sie später anderer Ansicht sind? – Absolut! Ich schaue oft mit Grausen auf frühere Artikel und Bücher. Auch inhaltlich habe ich heute oft eine etwas andere Meinung.
Filtern Sie sich manche Leser und Kunden eventuell weg? – Ja! Weil wir alle nicht alles mögen. Was, wie gesagt, völlig normal ist.
Sie lesen bei mir mit. Viele haben Spaß an meiner lockeren Sprache. Andere finden sie unprofessionell und dümmlich. Die lesen sie halt nicht.* – Ich lese dafür sehr trockene Theorie-Blogs nicht gerne. Aber das macht diese Texte nicht schlecht, es entspricht nur nicht meinem Geschmack.
Die alles entscheidene Frage ist …
Letztlich läuft es darauf hinaus, ob Sie zu sich stehen. Ein Text – oder auch Kunst jeder Art – ist ein Sich-zeigen. Wer nicht nur fürs eigene Kämmerlein schreiben möchte, muss mit der Tatsache leben, sich ein Stück weit öffentlich zu machen. Wer veröffentlicht, bekommt Ansichten mitgeteilt.
Eine Ansicht ist eine Ansicht ist eine Ansicht. Von der Person, die sie gerade äußert.
Nicht mehr und nicht weniger.
Worüber soll ich bloggen? – Starthilfe „angefangener Satz“
Ein simpler, aber sehr kraftvoller „Trick“, um auf neue Themen zu kommen, ist der angefangene Satz.
Du nimmst dir dein Thema vor und konstruierst mehrere Satzanfänge, die du dann vielfältig vervollständigst. Dadurch springst du direkt mitten rein in Überlegungen, Nutzen, Standpunkte. Ganz nebenbei kommst du auf diese Art gleich näher an einzelne Themenfacetten, sprich, bewegst dich schon in Plankton-Gefilden. [Hä? Was ist Plankton?]
So geht’s:
Schritt 1:
Du wählst eines deiner Themen aus. Als Beispiel nehm ich jetzt „Zeitmanagement“.
Schritt 2:
Du nimmst dir mehrere Blätter und schreibst oben jeweils einen neuen Satzanfang. Ganz spontan, aber vielfältig. Ich würde ca. zehn anpeilen. Es geht darum, dass du dir Sprungbretter baust. Überleg nicht lang! Vor allem nicht, was du da jeweils sagen könntest.
Zum Beispiel:
Zeitmanagement ist …
Mit Zeitmanagement können Sie …
Gutes Zeitmanagement ist keine Hexerei …
Zeit lässt sich nicht managen, sondern nur verwalten, weil …
Wenn Sie sich fragen, ob Ihnen Zeitmanagement wirklich etwas bringt, dann …
Tipps zum Zeitmanagement klappen bei Ihnen nicht, weil …
Ein anderer Name für „Zeitmanagement“ ist …
Wenn ich vorher gewusst hätte, dass Zeitmanagement … , dann …
Du kannst auch etwas nehmen, mit dem du dich selbst überraschst, zum Beispiel indem du etwas Negatives sagst, das du eigentlich gar nicht meinst:
Zeitmanagement ist absoluter Blödsinn, denn …
Zeitmanagement-Systeme sind überbewertet, weil …
Zeitmanagement ist ein Fluch, wenn …
Ich finde es hilfreich, gleich einen ganzen Schwung vielfältiger Satz-Anfänge zu überlegen. Das heißt nicht, dass du die dann alle gleichzeitig bearbeiten solltest. Das kannst du unterschiedlich gestalten, wie du gleich siehst.
Schritt 3: Überleg, wie du das Brainstorming machen willst.
- Du kannst alle deine bis zu zehn Überschriften nehmen, schön um dich herum ausbreiten und dir eine Vorgabe geben: zum Beispiel „pro Überschrift mache ich fünf Sätze fertig“. Hast du einen großen Tisch zur Verfügung, ist es eine gute Idee, die Blätter nebeneinander hinzulegen, am besten so, dass du ungehindert um den Tisch rumgehen kannst + immer da, wo dir gerade was einfällt, ergänzen.
- Du kannst aber auch sagen: Ich nehme mir immer wieder mal 1-3 meiner Sprungbrett-Anfangssätze und schreibe dazu so viele spontane Sätze fertig, wie ich in der gestellten Zeit schaffe.
Wichtig dabei ist, dass du echt ein Brainstorming machst:
- Eier-Uhr stellen! Höchstens zwischen 10 und 20 Minuten, nicht mehr, sonst verlierst du den Schwung und die Spontaneität.
- Jede Idee hinkritzeln, die dir kommt. Nicht überlegen. Nicht verbessern. Nicht hängenbleiben.
- Varianten stehenlassen, auch wenn sie sich widersprechen.
Das soll ja eine Themenfundgrube werden, die dich auf überraschende neue Artikel-Ideen bringt.
Artikel-Formen: Sag deine Meinung!
Deine Meinung ist eine der ergiebigsten Zutaten für Artikel, besonders wenn du bloggst. Sie ist außerdem für deine LeserInnen besonders interessant.
Denn wer sich traut, einen klaren Standpunkt zu vertreten,
- hat was zu sagen und ist so mutig, es auch zu tun,
- zeigt echtes Engagement,
- schreibt nicht, was schon überall sonst steht.
Ich betone es wieder und wieder: Als Selbstständige schreiben wir zu Marketingzwecken. Unsere Texte sollen unterm Strich dem Business zuträglich sein. Wir gehen in Vorleistung, stecken viel Zeit, Hirn und Arbeit ins regelmäßige Schreiben. Wir verschenken unser Know-how. Das muss sich lohnen.
Nicht nur in Ruhm und Ehre, sondern in handfesten Aufträgen.
Aufträge wiederum bekommen wir viel eher, wenn wir nicht nur Informationen raushauen, sondern uns selbst greifbar machen.
- Wie ist die Person hinter dem Text drauf?
- Wie geht sie an ihr Thema ran?
- Welche Eigenschaften (und Eigenarten) hat sie?
Texte, die eine große Prise DU enthalten, erhöhen die Chance auf Aufträge.
Was heißt „Meinungsartikel“?
Idealerweise kommt in deinen Texten ohnehin immer da, wo es passt, deine Meinung durch. Doch du kannst auch Meinungsartikel schreiben, die deine Ansicht in den Mittelpunkt stellen. Das ist außerdem eine wunderbare Themen-Quelle, die nie versiegt.
Zum Beispiel durch eine ganz subjektive Sicht auf ein Thema wie „Was eine gute Führungskraft wirklich ausmacht“ oder „Warum mich die Debatte rund um ‚Mobbing‘ nervt“.
Besonders gut funktionieren Meinungsartikel …
… wenn sie sich gegen die landläufige Meinung aussprechen:
Der Kunde soll überhaupt nicht König sein!
Warum mein Kind kein Verständnis braucht, sondern Strenge.
… wenn sie mit einer Meinung provozieren:
Wenn du dein Anliegen nicht durchhältst, liegt es ganz allein an dir!
Wer heiratet ist nur zu ängstlich, alleine zu bleiben.
… oder wenn sie überraschen, weil sich der Autor scheinbar widerspricht:
Ein Selbstmanagementtrainer könnte einen Artikel schreiben: Warum Selbstmanagement für die Katz ist!
Warum funktioniert das besonders gut? Weil es einerseits uns AutorInnen fordert, unser Thema mal anders zu betrachten, unsere Meinung differenziert auszudrücken und zu begründen. Und weil es andererseits ein Hingucker für die LeserInnen ist, die sofort in irgendeiner Weise emotional beteiligt sind – weil sie neugierig werden, sich vielleicht gleich ein wenig innerer Protest oder Empörung regt.
Keine Sorge: Es geht hier nicht darum, auf Teufel komm raus zu polarisieren. Je nachdem, was deine ehrliche Meinung ist kannst du das immer noch entsprechend verpacken. Wobei der Sinn eines Meinungsartikels schon der ist, aus der Deckung zu kommen und Standpunkt zu beziehen.
Der Lesernutzen ist Trumpf!
Wichtig ist, dass der Meinungsartikel den Lesern handfest was bringt. Nur zu erfahren, wie jemand über etwas denkt, ist nicht sonderlich interessant.
Spannend sind
➡ Begründungen
➡ Zusammenhänge
➡ aufgedröselte Argumente
➡ Denk-Dominos: Was heißt das für mich? So hab ich das noch nie gesehen!
➡ und natürlich praktische Tipps
Genau hier stoßen viele anfangs an ihre Grenzen. Denn bei einem Meinungsartikel geht es nicht nur darum, die Meinung zu sagen – sondern sie so aufzubereiten, dass sie glasklar UND mehrwertig ist. Hier bist du auf zahlreichen Ebenen gefordert.
Am 22. November gibt’s dazu einen neuen E-Mail-Workshop:
Gar nicht so leicht: Meinungstexte
zum Workshop-Kalender
„Wer will das lesen?“ (Teil 2)
Das innere Stimmchen „Wer will das lesen?“ deutet nicht einfach nur auf Selbstzweifel hin. Es gibt sehr viele Gründe dafür – und je nachdem, was gerade vorliegt, gibt es unterschiedliche Lösungswege. Im ersten Teil ging es um eine pessimistische Ader und die weit verbreitete Verunsicherung, weil schon alles gesagt scheint. Außerdem haben wir darüber gesprochen, dass man manchmal das Thema selbst nicht spannend findet oder schlichtweg keine Lust hatte beim Schreiben. Dazu kommt, dass viele ihre Schreibe uninteressant finden.
Aber es gibt noch weitere Facetten:
Sie wissen, dass Sie sich keine besondere Mühe gegeben haben.
Hand aufs Herz: Nicht immer gibt man sein Bestes. Manchmal hat man etwas schnell-schnell zwischendurch gemacht oder eben erledigt, weil es gerade ansteht. Vielleicht ist es die Kombination mit einem der Punkte oben – zum Beispiel, dass Sie das Thema einfach nicht sonderlich interessiert.
Fährt man beim Schreiben halbe Kraft, merkt man das.
Auch, wenn man vor sich selbst rechtfertigt, dass es doch nun fertig und okay ist, meldet sich oft das „Wer will das lesen?“ und zeigt in diesem Fall an, dass Sie wissen, dass Sie es wesentlich besser können.
Sie haben zu viel Routine.
Alle, die Texte zu ihrem eigenen Fachbereich schreiben, wissen nur zu gut, dass damit Segen und Fluch verbunden ist:
➡ Auf der einen Seite steht das riesige Know-how, die Erfahrung und die Routine, die mit der Sattelfestigkeit einhergeht. Immerhin arbeiten Sie tagein, tagaus – oft seit vielen Jahren oder gar Jahrzehnten – auf diesem Gebiet.
➡ Auf der anderen Seite stehen die negativen Seiten von Routine: Bei vielen Grundbausteinen Ihres Themas brauchen Sie gar nicht mehr nachdenken, weil Sie alles im Schlaf runterbeten können. Bei anderen kriegen Sie innerlich vielleicht schon einen Schreikrampft, wenn Sie das jetzt noch mal erklären sollen.
Wenn sich beim Schreiben hin- und wieder also das „Wer will das lesen?“ meldet, weil Sie regelrecht dicht von den immer gleichen Themen sind, dann überprüfen Sie, ob sich das Gefühl für Sie ändert, wenn Sie andere Plankton-Themen, Aufhänger, Artikelformen wählen oder mit Ihrem Schreibstil experimentieren.
Wenn sich jedoch praktisch immer, wenn Sie irgendetwas schreiben, der Unmut meldet, dann ist das oft ein deutliches Zeichen, dass es generell wichtig ist, Ihrem Business einen neuen Dreh zu geben. Für manche ist das eine komplette Neuausrichtung, für viele bedeutet es einfach, dem Business frischen Wind einzuhauchen. Dabei hilft übrigens der Betten machen-Text, den ich im ersten Teil als Beispiel verlinkt habe.
Sie sind von Sache/Produkt oder sich selbst nicht überzeugt.
Ja, es gibt auch den Fall, dass es am Fundament hakelt. Denn wenn Sie innerlich nicht überzeugt sind, kommt das ebenfalls im Text durch: Das Was und Wie ist deutlich anders, es schleichen sich oft unsichere oder distanzierte Formulierungen ein. Oder es wird zu viel rumargumentiert, um eine Wichtigkeit vorzutäuschen, als müsse man sich selbst überzeugen.
Lassen Sie sich dabei nicht darüber hinwegtäuschen, dass oft trotzdem Okay-Texte rauskommen. Okay-Texte lesen sich tadellos, aber sie sind gleichzeitig sehr neutral, distanziert und das Übliche. Bereits die Abwesenheit von Überzeugung und Engagement merkt der Leser, was sich wiederum einfach darin äußert, dass keinerlei Resonanz kommt.
Texte, bei denen Autoren nicht überzeugt waren, überzeugen nicht.
Je größer die eigene Unsicherheit ist, desto mehr schürt man auch die Unsicherheit der Leser. Ein gutes Beispiel sind viele, viele Über-mich-Texte von Selbstständigen, besonders gerne bei Quereinsteigern, die oft derart unsicher klingen, dass sie ihnen einen Bärendienst erweisen.
Hier hilft es darum auch nichts, den Text von Formulierungen her retten zu wollen. Denn hier fehlt von Haus aus die Substanz. Also zurück auf Los und erst einmal überprüfen, wo die Zweifel an der Sache liegen.
Sie sind Veröffentlichungsnovize.
Das „Wer will das lesen?“ meldet sich natürlich auch besonders schnell bei allen, die noch nicht viel veröffentlicht haben. Hier ist es einfach Ausdruck der zitternden Knie und erfüllt teilweise den Zweck, dass man schnell noch die Biege macht und doch nicht veröffentlicht.
Denn hey, wenn eh schon klar ist, dass es keiner lesen will, warum dann auf den Veröffentlichungsknopf drücken? Das können wir uns ja dann ersparen …
Knicken Sie jetzt nicht ein! Wenn wir alles immer abbrechen, nur weil die Knie ein bisschen wackeln, kämen wir nie zu etwas. Ja, es gibt jede Menge möglicher Leser-Reaktionen und wenn Sie sich fürs Veröffentlichen entscheiden, müssen Sie sich darauf gefasst machen.
Veröffentlichen bedeutet Öffentlichkeit bedeutet Resonanz.
Das eine geht ohne das andere nicht.
Sie sind lesemüde.
Wenn Sie viel im Netz unterwegs sind, ständig Bücher und Artikel lesen, dann stellt sich nach einiger Zeit eine gewisse Lesemüdigkeit ein. Besonders, wenn Sie in Ihrem eigenen Fachbereich unterwegs sind.
Irgendwann ist man einfach satt an Themen oder Artikel-Formen,
zum Beispiel Tipp-Texten.
Das ist wirklich wie beim Essen. Wenn wir pappsatt sind, passt nichts mehr rein. Da kann uns dann auch nichts mehr locken: Wir mögen gerade nichts mehr essen. Manchmal haben wir zu viel gegessen. Dann schwören wir uns vielleicht sogar „Ich ess nie mehr was!“
Bei Viel-Lesern kann sich diese Sattheit ebenfalls einstellen. In diesen Fällen hilft oft eine kleine Lese-Abstinenz. Wenn die Lese-Sattheit sich auf Ihre Schreib-Lust ausgewirkt hat, eventuell sogar gekoppelt mit einer Schreibpause. Wenn Sie also seit längerem regelmäßig bloggen, es sich aber gerade irgendwie für Sie totgelaufen hat, dann machen Sie eine Blogpause! Aber sagen Sie Ihren LeserInnen Bescheid, dass Sie eine kreative Pause machen und einen Monat im Blog nichts passiert.
Dann lädt sich der Kreativitätsakku wieder auf und Sie werden wieder richtig wild aufs Schreiben.
Achten Sie also beim nächsten Text, bei dem Sie diesen Gedanken haben, auf die Qualität des „Wer will das lesen?“ Denn wenn Sie wissen, was genau dahintersteckt, können Sie gezielt darauf reagieren – anstatt es einfach hinzunehmen und trotzdem zu veröffentlichen oder entmutigt den Text als unvollendete Datei auf dem PC liegenzulassen.
Möchten Sie etwas ergänzen?
Was steckt noch hinter dem Wer will das lesen?