In den Kommentaren von Must-have – nice to have kam von Jutta und Marian zur Sprache, wie das denn mit diesen typischen Buzzwords sei, die zentral in der Branche sind.
Entweder, weil sie grad im Trend liegen oder aber, weil BUZZWORD XY eben die eigene Leistung ist. Ich habe unter anderem ausführlich dort Juttas Frage beantworte, ob man denn solche typischen Buzzwords verwenden oder sie eher vermeiden sollte.
Marian schreibt u. a.:
Mein Reizwort bzw. jenes buzzword, das von meinem Gefühl her bei meinen potenziellen Kunden einen Hautausschlag auslöst, ist „burn-out“…
Hier ist erstmal angesagt, das Buzzword zu beleuchten. Und zwar nicht allgemeine Definitionen und schwammiges Werbesprech, sondern individuell verschiedene Aspekte, wie ICH darüber denke, auszuloten. Darin steckt nämlich das Fleisch an den Knochen, also die Substanz, mit der sich anschließend ganz handfest argumentieren lässt.
Jetzt ist es so, dass man sich meistens die falschen Fragen stellt beziehungsweise keine Antwort weiß. Erst recht, wenn im Kopf die Aufgabe steckt, dass jetzt irgendein wahnsinnig zugkräftiger Nutzen dabei rausschauen muss.
Prescht da mal nicht vor! Vor dem Formulieren steht immer erst die Substanz-Sammlung: Das Zusammentragen von möglicherweise relevantem Futter! Das wiederum setzt voraus, sich überhaupt mal so richtig bewusst zu machen, wie man die Sache genau sieht.
Eine gute Möglichkeit dafür ist:
Der angefangene Satz
Das hatte ich letztes Jahr schon mal für die Themenwahl beschrieben. Der angefangene Satz ist genauso hilfreich für die Buzzwords.
Nehmen wir mal den Burnout. Dafür überlege ich mir jetzt erstmal verschiedene angefangene Sätze, die mir Substanz liefern können.
Ich mach mal spontan eine Reihe von Sätzen, damit ihr seht, dass dieser Teil der Aufgabe relativ einfach ist. Denn es geht zunächst nur darum, euch gute Vorlagen zu liefern, das Schlagwort von verschiedenen Aspekten her näher zu beleuchten.
- Meine Definition von Burnout ist …
- Am hervorstechendsten bei Leuten, die auf einen Burnout zuschlittern, ist …
- Burnout wird oft missverstanden, weil …
- Burnout hat gute Seiten, und zwar bringt er …
- Das eigentlich Problematische am Burnout, das gerne übersehen wird, …
- Im Arbeitsleben bedeutet Burnout …
- Ich glaube, dass das Wort „Burnout“ bei meinen Kunden einen Hautaussschlag auslöst, weil …
Fordert euch auch mit Sätzen, die ihr absurd findet. Zum Beispiel der Satzbeginn „Burnout hat gute Seiten“. Vielleicht findet ihr das überhaupt gar nicht, aber jetzt seid ihr gefordert, das mal anzudenken UND EINE ANTWORT ZU FINDEN.
Wichtig: Macht nicht zu viele Sätze! Das ist eine Substanz-Sammlung. Es soll kein ewig langer Fragebogen werden – 5 bis 10 angefangene Sätze, wirklich konkret beantwortet (siehe unten), bringen enorm Stoff.
Es greift das Plankton-Prinzip:
Geht es dir darum, eine bestimmte Sache des Buzzwords zu beleuchten, dann natürlich die Fragen von vornherein darauf abstimmen.
Unterstellen wir Marian zu Beispielzwecken mal kurz, dass sie zwar Leute mit Burnout anspricht (und solche, die darauf zuschlittern), dass sie selbst aber das Wort nicht leiden mag. Darum ist ihr Ziel, es zu vermeiden und lieber ein anderes, klar verständliches Wort zu suchen.
Dann würde sie ebenfalls zunächst Substanz sammeln. Aber Ihre angefangenen Sätze würden dann nicht das gesamte Burnout-Themenfass aufmachen, sondern sie würde sich auf ihre Aversion zum Wort stürzen: Hier gilt es dann, den individuellen Kontext zu beachten.
Sagen wir mal, ich bin ein Burnout-Coach und hasse das Wort wie die Pest. Ich arbeite für Führungskräfte der mittleren und oberen Ebene. Meine Zielgruppe sind Leistungsträger, die viel arbeiten, unter Druck stehen – das müssen, aber auch mögen. Dann ist DAS meine Ausgangslage, näher reinzugehen:
- Das Wort „Burnout“ spricht meiner Ansicht nach besonders Leute an, die …
- Meine Definition von Burnout ist …
- „Burnout“ klingt in meinen Augen so, so und so [drei Adjektive]. Ich brauche ein Wort, das …, … und … klingt.
- Die Grenze zwischen Wille/Engagement und Burnout liegt hier: …
- Führungskräfte übersehen besonders gerne dieses überraschende Burnout-Anzeichen: …
- Besonders schlägt Burnout bei den Leuten zu, die diese Qualitäten haben …
Wichtig bei den Antworten ist es dann, frisch von der Leber weg aber wirklich konkret auszuführen, wie IHR SELBST DIE SACHE SEHT. Keine einsilbigen Bla-Sätze oder weitere Schlagwörter! Es geht um Substanz und deine ureigene, ungefilterte Sichtweise.
Das ist eine Stoffsammlung, die DIR Erkenntnisse bringt.
Wenn Marian und ich die folgenden Sätze komplettieren, dann kommt da was völlig Unterschiedliches raus. Weil wir verschiedene Menschen sind, mit einer unterschiedlichen Art; Sichtweise auf die Dinge; Leistungsspektrum; Vorgehensweise; Erfahrungsschatz.
Ich mach mal zwei Beispiele, damit deutlich wird, wie unterschiedlich die Antworten ausfallen können.
Beachtet das Ungefilterte. Das ist deine Substanzsammlung und deine ureigene Meinung, das sieht in dieser Form kein Mensch. Also nicht zensieren und nicht irgendwie rumformulieren!
Coach A sieht die Sache so:
Das Wort „Burnout“ spricht meiner Ansicht nach besonders Leute an, die sich bereits überfordert und erschöpft fühlen. Die eh schon merken, dass sie am Zahnfleisch daherkommen und sich an diesen Zustand schon so gewöhnt haben, dass kein Feuer mehr drin ist. Das stört mich an dem Begriff auch so, weil ich weder Leute mit Opfer-Mentalität haben will, noch bin ich in der Lage, diese fortgeschrittenen echten Symptome zu behandeln.
Meine Definition von Burnout ist, dass mit der Zeit einfach immer weniger innere Kraft da ist. Da begeistert nichts mehr, es geht nur noch ums Funktionieren (Qualität statt Quantität) – und das führt zu einem enormen inneren Aufbäumen. Der Körper und auch mental muss enorm dagegen arbeiten. Auch wenn es noch gar keine drastischen Symptome gibt, wird das Arbeiten total unökonomisch und saugt permanent Energie und Freude – wie so ein Hintergrundprogramm, das den PC verlangsamt, weil es alle Ressourcen belastet.
„Burnout“ klingt in meinen Augen schwach, krank und hoffnungslos. Ich brauche ein Wort, das aufrüttelt, dramatisch und attraktiv klingt.
Bei Coach B fallen die Antworten so aus:
Das Wort „Burnout“ spricht meiner Ansicht nach besonders Leute an, die hoffnungslos sind, weil sie denken, sie haben keine Wahl: Die Dinge sind, wie sie sind und jetzt sind sie auch noch ausgebrannt. Ich meine AUSgebrannt! Wir alle kennen Bilder von ausgebrannten Häusern, da ist alles weg und nichts mehr zu retten. Was für eine hässliche Vorstellung!
Meine Definition von Burnout ist, dass Menschen einfach nicht mehr spüren und erkennen, wie ihre Realität ist und wie sie sich auf sie selbst auswirkt. Es ist schon erschreckend, dass so viele Leute überhaupt nicht mehr differenziert benennen können, wie sie sich fühlen und oft nur Zustandsbeschreibungen geben, die nur vom Kopf kommen. Da fehlt total der Fokus auf sich und das Verbinden von Außen-Welt zu Innen-Welt, Ursache und Wirkung. Besonders Feinheiten und Details gehen unter.
„Burnout“ klingt in meinen Augen wie wenn alles zu spät ist, abgeschmackt und traurig. Ich brauche ein Wort, das meiner Zielgruppe die Ohren langzieht, dass es höchste Eisenbahn für eine Zäsur ist; das trotzdem noch leistungsorientiert und erstrebenswert klingt.
Damit lässt sich was anfangen!
So sprengt ihr Buzzwords auf und könnt mit den Erkenntnissen sinnvoll weiterarbeiten, denn da stecken ganz viele Sprungbretter und Rosinen drin für eure Selbstdarstellungstexte.
PS: Ich hoffe, Marian liegt bald in den Wehen.