Bereits vor einigen Jahren habe ich diese Frage in den Raum gestellt. Seinerzeit bin ich nur knapp darauf eingegangen, darum greif ich es heute erneut auf. Geht es um „Schreiben und Recherche“, kommt ein Rattenschwanz an unguten Nebenwirkungen mit:
- Verunsicherung
- Neutralität (inhaltlich und schreiberisch)
- Beeinflussung
- Verwirrung
- Vor allem der Faktor Zeit spielt eine Rolle – und stellt dir auf vielfältige Weise ein Bein.
Eins vorab: Wir reden über Artikel, bei denen Recherche nicht zwingend notwendig ist. Wenn du in deinem Blog oder Newsletter etwas aus deinem eigenen Fachgebiet veröffentlichst. Oder wenn du einen Gastbeitrag lieferst. Du bist also niemand, der Forschungsergebnisse zusammenträgt, sondern EinzelunternehmerIn: Du gibst zu deinem Thema, in dem du sattelfest bist, Know-how weiter, Erfahrungen, Ansichten und Tipps. Du kannst – und sollst – zu 100 Prozent aus deinem eigenen Kopf schöpfen.
Glaubst du, du musst recherchieren …
- weil man das so macht?“ Besonders AkademikerInnen haben das wissenschaftliche Arbeiten eingehämmert bekommen und tun sich oft extrem schwer damit, sich einfach auf sich selbst zu verlassen.
- weil du dich wohler damit fühlst, wenn du dich auf andere Quellen stützen kannst [auch um eventuellen Widerspruch oder Kritik zu vermeiden]? Weg mit der Krücke Fremdmaterial
- weil du zu wenig über das Thema weißt? Wenn dem so ist, ist die Themenwahl das Problem!
Eine ganz andere Frage ist, ob die Recherche stimulierend für dich als AutorIn ist und deinen Text bereichert – oder ob sie eher stört. Womit wir bei den Nebenwirkungen sind.
Inwiefern Recherche meistens schadet
Mal einen Begriff nachschlagen? Mal eine Seite suchen, die man vertiefend verlinken will? Mal schnell googeln, wer dieses und jenes gesagt hat? – Das ist alles okay. Das geht flott. – Mir geht es um das ausführliche Suchen, Lesen und Notieren. Oder gar um das Zusammenkopieren verschiedener Inhalte, das Hamstern von Artikeln.
Das größte Problem für schreibende EinzelunternehmerInnen ist der Faktor Zeit. Wenn wir bloggen, einen Newsletter herausgeben oder Gastartikel schreiben, gehen wir damit immer in Vorleistung. Es fühlt sich wie Arbeit an, weil es Arbeit ist. Doch schnell wird so ein Text zum Stunden- und nicht selten Tage-Grab. Das geht nicht! Selbst, wenn das Schreiben dir unterm Strich Aufträge bringt (was viele nicht mal wirklich belegen können), stehen Aufwand und Ertrag schnell im Missverhältnis, wenn Texte nicht flott aus dir rausfließen dürfen: Kostet dich das Schreiben mehr, als es dir bringt?
Bei der Recherche geht es aber nicht nur um die Zeit, die fürs Suchen und Lesen aufgebracht wird. Je mehr man andere Quellen sichtet, auswertet, zusammenbringt und dann versucht in einen eigenen Text zu gießen, desto mehr brechen die Zeitdämme.
Gerade unsichere Autoren bekommen außerdem schnell das Gefühl, dass schon alles zum Thema geschrieben worden ist – womöglich noch besser, als sie es selbst könnten.
Oder sie bekommen mehr und mehr Input, so dass ihr gewähltes Thema unmachbar erscheint beziehungsweise sich wie ein Hefeteig aufbläht. Schon hat man eine Doktorarbeit am Hals, obwohl man doch nur kurz über X bloggen wollte.
Beim Beeinflussenlassen unterscheiden wir uns stark: Manche können nicht mehr gut eigene Texte andenken, was Struktur, Inhalte und Stil angeht, wenn sie durch fremde Artikel beeinflusst sind. Das passiert manchmal sogar unbewusst: Man leitet das Gehirn genau in die Denkschiene, die ein anderer Artikel vorgibt.
Am allerschlimmsten finde ich die Gleichmacherei. Texte, die auf „neutral recherchierten“ Inhalten basieren, könnten von irgendwem sein. Das gilt besonders für Methoden oder Versuchsanordnungen, wie sie zu einem Fachthema wieder und wieder erklärt werden. Viel spannender als die neutrale Beschreibung, was denn nun die Gewaltfreie Kommunikation, was ein Bodyscan oder eine 360-Grad-Beurteilung ist, ist doch, was DIESER spezielle Selbstständige, der damit täglich arbeitet, dazu zu sagen hat!
Trau deiner praktischen Erfahrung …
Das geht zum einen über das Plankton-Thema: Du wählst eine klitzekleine Sache aus deinem Fachgebiet aus und gibst ihr einen konkreten Dreh (= Arbeitstitel). Bereits hier bringst du einen eigenen Stempel ein und anstatt neutraler Recherche zu deinem Thema, gehst du persönlich in die Vollen. Beispiele für Arbeitstitel findest du hier.
Auch dein Ziel, deine Motivation, warum du diesen Text schreibst, aktiviert DEINEN Erfahrungsschatz anstatt dich in dem zu verlieren, was andere sagen.
Das macht das Schreiben flotter, spannender und einzigartiger. Für unser eigenes Business ist es außerdem viel lohnenswerter, wenn wir uns zeigen: unsere Art, unsere Herangehensweise, unsere Ansichten und praktischen Erfahrungen.
- So schätzt man deine Texte, weil sie deinen Stempel tragen.
- So machst du dir, wenn deine Texte nützlich sind, im Netz einen Namen.
- So funktioniert das „Schreiben als Marketing“ dann auch, weil es deinem Business zuträglich ist. In Wiedererkennbarkeit. In Renommee. Und in klingender Münze.